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News 02.04.2024 | Frauennetzwerk – Interessenvertretung – Kirche

Zittern vorm vermeintlichen Zeitgeist

Der Papst will eine synodale Kirche – eine Kirche, in der Menschen miteinander sprechen und aufeinander hören. Im Herbst 2021 startete weltweit der dreistufige Weg zur Synode 2023/24. Der SKF beteiligt sich mit einer Rückmeldung zum Synthese-Bericht der ersten Session.

© 2023 pixabay CC0 Public Domain

Im Oktober 2023 wurde der Synthese-Bericht zum Abschluss der 16. Generalversammlung Weltbischofssynode veröffentlicht. Auf allen Kirchenebenen und unter Einbezug aller Getauften fanden weltweit Gespräche statt. Der Synthese-Bericht der Bischofssynode stellt das vorläufige Schlussdokument und die Grundlage für die kommenden Gespräche dar. Die Rückmeldung des Frauenbunds ist termingerecht an die Schweizer Bischofskonferenz SBK übermittelt worden. Aus allen eingegangenen Rückmeldungen wird ein Schweizer Bericht redigiert, der den Schweizer Teilnehmer:innen an der Oktober-Session 2024 in Rom als gemeinsame Grundlage dienen soll.

Erlahmung statt Erneuerung

Im Vergleich zu den Beratungen der vergangenen Monate werden immer noch entscheidende Themen aufgeführt, an vielen Orten scheinen aber Widerstände und Widersprüche aus den Beratungen stark durch, was dazu führt, dass klare Anliegen der vorgehenden Etappen des synodalen Prozesses relativiert werden. Es ist zudem erstaunlich, mit wie viel verschiedenen Verben (es soll, wir wollen, es erscheint angebracht, es wird empfohlen, etc.) und mit wie viel Konditionalis und Konjunktiven die einzelnen Abschnitte eingeleitet werden – insgesamt entsteht der Eindruck eines unverbindlichen und paternalistischen Dokuments, das konkreten Empfehlungen und konkretem Handeln möglichst ausweichen will – weil man sich darauf, trotz mancher Einsicht in Notwendigkeiten, nicht einigen kann und vielleicht auch nicht einlassen will. Dennoch ziehen sich, auch aus Frauensicht, wichtige Themen und Stichworte durch das Dokument.

Frauen im Leben und in der Sendung der Kirche 

Der poetische Titel des neunten Abschnitts behandelt die Rolle der Frau und potenzielle Zukunftsszenarien. Obwohl während der Vollversammlung die «Schönheit des wechselseitigen Zueinanders zwischen Frauen und Männern» hervorgehoben wird, und die gleiche Würde aller aus der Taufe wiederholt betont wird, bleibt der Text in der Frage nach Optionen unverbindlich. Je nach Zusammenhang wird relativiert, indem auf die Vielzahl und die Unterschiede der Charismen hingewiesen wird. Für uns als Verband, der Frauen auch kirchenpolitisch vertritt, hat das Postulat der Gleichwürdigkeit und Gleichwertigkeit aber konkrete Auswirkungen: die Gleichberechtigung auf allen Ebenen in der Kirche. 

Alter Wein in neuen Schläuchen 

Leider ist das Synthese-Dokument in Bezug auf Ämter und Dienste hinter die Offenheit vergangener Beratungen zurückgefallen. Nun geht es vor allem darum, zu «überlegen», zu «prüfen», zu «untersuchen» oder «darüber nachzudenken», wie sich Ämter und Charismen, geweihtes Amt und «Laiendienst» zueinander verhalten. Dabei wurden und werden solche Überlegungen schon seit Jahrzehnten von der Theologie gemacht und in vielen Regionen auch bereits praktisch erprobt. So wird das Thema des Diakonats der Frau wieder auf eine «breitere Diskussion» darüber verschoben. Aus der Sicht des SKF ist ein Frauendiakonat als eigenständiges Amt nicht zielführend. 

Potenziale der Regionalisierung erkennen 

Das einzigartige duale System der Schweiz und die Möglichkeiten, die in einzelnen Bistümern bereits heute zur Verfügung stünden, lassen Raum für Zuversicht und Hoffnung. An die Schweizer Bischöfe (und an die Schweizer Kirche) geht die Frage, wie ernst sie die Anregungen und Anstösse aus der Weltsynode und dem Synthesedokument nehmen. Sehr viele der «Empfehlungen» und «Notwendigkeiten», die das Dokument benennt, könnten schon heute mit gutem Willen und Entschlossenheit, mit relativ wenig Aufwand hier und jetzt verwirklicht werden.  

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